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Sprache und Sprachentwicklung sind wichtige Themen in meinem Forum und viele von Ihnen, liebe Eltern, machen sich Gedanken darüber. Bevor Sie sich unnötig Sorgen machen, möchte ich zunächst noch einmal betonen, dass die normalen Unterschiede groß sind.
Denn Kinder von 1½ bis 2½ Jahren können durchaus denselben Sprachstand haben. Im Zweifelsfall sollten Sie immer Ihren Kinderarzt um eine Untersuchung der Gesamtentwicklung Ihres Kindes bitten, denn nur so kann man echte Probleme erkennen.
Mit Zwei: Die ersten Minisätzchen
Zwischen 18 und 24 Monaten fangen die meisten Kinder an 2-Wortsätze zu bilden. Dabei nehmen sie Bezug auf das Vorhandensein und die Veränderung von Gegenständen: “Auto da”, “Wauwau weg” und beschreiben auch schon Handlungen: “Lisa essen”. Mit 2 Jahren beginnt auch das 1. Fragealter: “Is’n das?” Ihr Sprachverständnis ist ihrem Wortschatz weit voraus: “gib mir den Ball”, “heiß”, “wo ist die Nase”, … all das wird verstanden. Von 10 einfachen Gegenständen auf einem Bild werden 2 bis 3 richtig benannt.
Im 3. Lebensjahr machen die Kinder dann deutliche Fortschritte in der Grammatik. Es werden Drei- und Mehrwortsätze gebildet und die Verben an die richtige Stelle gesetzt. Auch in diesem Lebensabschnitt sind die Unterschiede zwischen Kindern sehr groß und viele holen erst im 4. Lebensjahr rasch ihren “Rückstand” auf.
Mit Vier: Das Fragealter beginnt
Im 4. Lebensjahr explodiert dann geradezu der Wortschatz und mit dem 2. Fragealter beginnen die Kinder, uns “Löcher in den Bauch” zu fragen – wer, wo, wann, warum?
Mit 4 Jahren haben Kinder etwa einen Wortschatz von 1200 Wörtern. Sie können ihren Vor- und Nachnamen sagen, eventuell auch die Adresse und reden von sich selbst in “Ich-Form”. Kurze Geschichten und Erlebnisse können erzählt werden. Ganz beliebt sind kleine Lieder und Reime. Nebensätze werden gebraucht. Einzelne Lautbildungen (“S, Sch, T/K”) dürfen noch unvollkommen sein. Das Sprachverständnis ist jetzt weit entwickelt und ein Kind kann jetzt z. B. einen “Doppelauftrag” ausführen und versteht den Unterschied von “leg etwas auf / unter den Tisch”. Es kann Fragen beantworten wie: was musst du tun, wenn du Hunger hast / wenn dir kalt ist,…
Mit Fünf: Korrekte Grammatik
Mit 5 Jahren ist die Sprache dann komplett in Bezug auf die Wortbildung (Artikulation) und die Struktur (Grammatik). Wenn hierbei noch deutliche Probleme bestehen, muss der Kinderarzt prüfen, ob es eine besondere Ursache dafür gibt und welche Behandlung nötig ist.
Die Kinder können sich jetzt ganz normal unterhalten, kritisieren, loben, Geschichten erzählen. Es werden jetzt auch Fragen nach der Bedeutung von Worten gestellt: “wie heißt das…, wozu braucht man…?” Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft werden korrekt verwendet. Ein Kind kann jetzt z. B. 4 Farben und die Finger an einer Hand benennen. Auch im Bereich des Sprachverständnisses ist jetzt ein großer Sprung passiert. Kinder können jetzt in Beziehungen denken und abstrakt über die direkte Situation hinaus: “Was musst du tun, bevor du über die Straße gehst?”. 3 Dinge, um die man das Kind bittet, kann es in richtiger Reihenfolge absolvieren. Sprache wird jetzt richtig als Mittel der Kommunikation verstanden und eingesetzt.
Sprachstörungen erkennen und behandeln
Eine “Spezifische Spracherwerbsstörung” liegt vor, wenn Kinder bei normaler Intelligenz und ohne organische Störung einen erheblichen Rückstand in der Sprachentwicklung zeigen, der vor allem die Grammatik betrifft. Davon unterscheiden muss man die völlig normalen “Spätsprecher”, die keine Behandlung sondern einfach nur Geduld und gute Förderung brauchen. Mit 3 Jahren ist in der Regel eine klare Einordnung des Problems möglich.
Diese Tipps geben Ihnen einen Überblick über die wichtigsten “Meilensteine” der Sprachentwicklung. Die Unterschiede von Kind zu Kind dürfen groß sein. Aber immer, wenn Sie sich über die Entwicklung ihres Kindes Sorgen machen, sollten Sie sich vertrauensvoll an Ihren Kinderarzt wenden.